4. April 2010

Traditionelle Handwerksausbildung

Als großer Bewunderer trditioneller Handwerkskunst finde ich es immer schade, wenn Handwerker am Ende ihres Arbeitslebens ankommen, ohne ihre einzgartigen Fähigkeiten weiter gegeben zu haben. Je mehr ich allerdings über die Art der trditionellen Ausbildung lese, desto besser verstehe ich, warum das passiert und ich wünsche mir keine Rückkehr zu den alten Lehrmethoden.

Jetzt habe ich das Buch "Edo Craftsmen, master artisans of old Tokyo" durchgelesen und von den zwölf vorgestellten Handwerkern schneinen nur zwei längerfristig gut laufende Betriebe geführt und ihr Wissen weitergegeben zu haben. Ein Teil des Problems ist die wachsende Verfügbarkeit von billigeren, massengefertigten Alternativen zu den Dingen, die sie herstellen. Allerdings schaffen es viele Handwerker trotzdem, ihre Produkte zu vermarkten, indem sie kleinere Mengen zu höheren Preisen an anspruchsvolle Kunden verkaufen. Das Problem ist eher, dass immer weniger junge Leute in die Handwerke kommen, die davon träumen, diesen Markt zu bedienen.

Die Beschreibungen der Erfahrungen dieser Handwerker mit der traditionellen Ausbildungen enthüllen sowohl die Härte dieses Systems als auch die heutigen Nachteile. Die Ausbildung beginnt in sehr jungem Alter und während der ersten Jahre verrichtet der Lehrling nur niedere Tätigkeiten, während er die Bandbreite der Techniken nur beobachtet. Die Komplexität der Aufgaben nimmt dann langsam zu, während der Lehrling älter und erfahrener wird. Der Schwerpunkt liegt eher auf Lernen als auf Lehren, auf beobachten und nachmachen statt erklärt zu bekommen, wie es geht.

Mit einem guten Meister und einem motivierten Lehrling funktioniert dieses System gut. In ihrer Beobachtung des Japanischen Keramikers Shoji Hamada beschreibt Susan Peterson die Beziehung zwischen Deshi (Lehrling) und Meister wie folgt: "Als Deshi zu lernen bedeutet, sich dem Meister hinzugeben, sich selbst zu verlassen und "in" den Meister einzugehen. Diese "Unterwerfung" bedeutet nicht blinde Nachahmung, sondern gibt die geistige Disziplin und die Möglichkeit, eine Fähigkeit in sich aufzunehmen".

Aber wie dem auch sei, es ist ein System, das sehr stark auf Vertrauen und non-verbale Kommunikation zwischen Meister und Lehrling baut, und das nicht immer gut funktionieren wird. Während ein sehr strenger Meister darauf achtet, dass das hohe Niveau von handwerklichen Fähigkeiten von einer Generation auf die nächste weitergegeben wird, geht dies möglicherweise zu Lasten derKreativität und der Fähigkeit junger Leute, Chancen zu erkennen und neue Märkte zu erchließen. Da junge Leute heutzutage außerdem viel länger zur Schule gehen, scheint mir die traditionelle Handwerksausbildung keine attraktive Option für sie zu sein.

Die Zukunft ist jedoch auch nicht völlig trostlos; ich denke, es gibt Handwerker, die sich an neue Wege des Lehrens anpassen und auch Multimedia hat ein großes Potential, komplexe Fähigkeiten zu dokumentieren und zu vermitteln. Bei meinem letzten Forschungsprojekt habe ich mit den traditionellen Sheffielder Messermachern zusammengearbeitet und ein Online-Angebot erstellt, das bereits erfolgreich von verschiedenen Lernenden verwendet wurde. Durch die Wunder des Internets verbreiten sich Informationen schnell und wer immer etwas lernen will, kann einfach solche Ressourcen nutzen und seine Ausbildung in der Weise gestalten, wie es ihm am besten liegt.

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